Brief an Augustinus Blaurerus
Landenberg, Johann Jakob von
Kurzformat
Brief an Augustinus Blaurerus / von Johannes Jacobus Landenbergius - Basileae , in feriis nundinalibus 10. Novembris, anno salutis humanę 1584.
1 Doppelbl., 3 S. beschrieben : 32-32,5 x 21,5 cm
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St. Gallen, KB Vadiana SG, VadSlg Ms 39:188
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506 | |a Es gelten die Benutzungsbestimmungen für den Sonderlesesaal. | ||
510 | 4 | |a Kammerer, Vadianische Briefsammlung, Isny (vor 1958) (VadSlg Ms 29a), S. 229 | |
520 | |a Johann Jakob dankt für den Brief mit dem Fässchen ("doliolum"), den er am 8. September erhalten hat. Einen weiteren Brief hat Peter Fels am 8. November gebracht. Freut sich über die Nachricht in beiden Briefen, dass es Augustin gut geht. Im ersten Brief hat Augustin geschrieben, dass er auf Johann Jakobs Schreiben geantwortet habe, welches er nach seiner Reise [nach Basel] Martin [N.] mitgegeben hatte. Dieser Antwortbrief ist nicht angekommen. Ferner ermahnt ihn Augustin, sich nicht durch die klassischen Studien ("classicae lectiones") vom wichtigeren Studium der Theologie abhalten zu lassen. Johann Jakob teilt diese Ansicht, meint aber doch, dass auch die Kenntnis der Grundlagen von Dialektik und Rhetorik unerlässlich ist. Johann Jakob hat am 1. September eine öffentliche Prüfung ("examen publicum") absolviert und kann nun die höheren Vorlesungen besuchen, nämlich eine Vorlesung in Rhetorik um 7 Uhr nach der Predigt, Dialektik um 9 Uhr, die Reden Ciceros - gegenwärtig die 1. Catilinarische Rede - um 2 Uhr nachmittags. Letztere werden von seinem Kostgeber ("dominus alumnus") [Johannes Beatus Helius] lateinisch erklärt. Helius studiert nebenbei Theologie und wird bei Gelegenheit das Doktorat in dieser Fakultät erlangen. Um 4 Uhr wird Euripides lateinisch erklärt. Jeweils am Donnerstag ("dies Jovis") gibt es abwechselnd Disputationen und Deklamationen. Bei den Disputationen werden Thesen aus den vier genannten Fächern ("auctores") gestellt. Bei den Deklamationen muss eine Rede Ciceros oder eine selbstverfasste Rede ("oratiuncula") auswendig vorgetragen werden. Letzteres will auch Johann Jakob tun, wenn die Reihe an ihn kommt. Auch die Bakkalaren ("baccalaureus") tragen jeweils am Samstag ("dies sabbati") eigene Reden vor. Bei diesen Übungen müssen auch die jüngeren Studenten anwesend sein. | ||
520 | |a Die Kollegen in der Unterkunft bei Helius ("Hęlius"; "Haelius") wechseln ständig. Anfänglich waren es Esaias Weber ("Textor") aus St. Gallen, den der Onkel Albert vielleicht kennt, ein Theologiestudent aus Ungarn, ein Mitstudent aus Graubünden ("Rhetus") und ein Schüler aus Basel. Der Ungar ist inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt, dafür zog ein Savoyarde aus den Berner Gebieten ein. Dieser und der Graubündner sind weggezogen, da die Unterkunft im Winter unbequem ist. Der Sohn eines reichen Lausanners ist kürzlich nach Hause zurückgekehrt, so dass nun nur noch drei Kostgänger bei Helius sind. An der Universität ("academia") studieren schätzungsweise 50 Studenten aus Basel und 150 von auswärts ("peregrini"); dazu kommen sehr viele Schüler an anderen Schulen. - Dankt für das Geld. Der Sohn von Peter Fels hat ihm 32 französische Gulden ("florenus Francorum") für 9 Batzen ("batio"; "batius") bezahlt. In Basel gelten diese gleichviel wie die sogenannten Mönche ("monachus; monachorum moneta"). Johann Jakob hat den Kostgeber [Helius] und die Hauswirtin ("hospita") für ein halbes Jahr bezahlt. - Helius erzählt, dass der Prinz [Wilhelm I.] von Orange ("princeps Uraniae") von einem seiner Hofbeamten oder einem Ritter ermordet worden sei. Über den Bischof von Basel [Jakob Christoph Blarer von Wartensee] und [Leonhard] Thurneysen ("Thurnisius") gäbe es viel zu berichten, doch die diese betreffenden Verhandlungen des Rats unterliegen strengster Geheimhaltung. Sicher ist, dass Thurneysen bei einer Rückkehr nach Basel sogleich hingerichtet würde, da er gedroht hat, die ganze Stadt niederzubrennen. - Bestellt Grüsse an die Verwandten in Griesenberg, besonders Achior [von Ulm], dem Augustin auch zur Heirat gratulieren soll, an die übrige Verwandtschaft ("cognati"; "affines"), die ganze Familie und alle Nachbarn. | ||
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Basisinformationen
Signatur:
-
St. Gallen, KB Vadiana SG, VadSlg Ms 39:188
Ressourcentyp:
Brief; Autograph; Archivmaterial / Archivdokument
Titel:
Brief an Augustinus Blaurerus / von Johannes Jacobus Landenbergius
Entstehungsangaben:
Basileae, in feriis nundinalibus 10. Novembris, anno salutis humanę 1584.
Entstehungszeit (normiert):
1584.11.10
Verzeichnungsstufe:
Dokument=Item=Pièce
Physische Beschreibung:
-
1 Doppelbl., 3 S. beschrieben; 32-32,5 x 21,5 cm
Serie:
Vadianische Briefsammlung, Bd. 10; 188
Hierarchie/Kontext
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Inhalt und innere Ordnung
Inhalt:
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Johann Jakob dankt für den Brief mit dem Fässchen ("doliolum"), den er am 8. September erhalten hat. Einen weiteren Brief hat Peter Fels am 8. November gebracht. Freut sich über die Nachricht in beiden Briefen, dass es Augustin gut geht. Im ersten Brief hat Augustin geschrieben, dass er auf Johann Jakobs Schreiben geantwortet habe, welches er nach seiner Reise [nach Basel] Martin [N.] mitgegeben hatte. Dieser Antwortbrief ist nicht angekommen. Ferner ermahnt ihn Augustin, sich nicht durch die klassischen Studien ("classicae lectiones") vom wichtigeren Studium der Theologie abhalten zu lassen. Johann Jakob teilt diese Ansicht, meint aber doch, dass auch die Kenntnis der Grundlagen von Dialektik und Rhetorik unerlässlich ist. Johann Jakob hat am 1. September eine öffentliche Prüfung ("examen publicum") absolviert und kann nun die höheren Vorlesungen besuchen, nämlich eine Vorlesung in Rhetorik um 7 Uhr nach der Predigt, Dialektik um 9 Uhr, die Reden Ciceros - gegenwärtig die 1. Catilinarische Rede - um 2 Uhr nachmittags. Letztere werden von seinem Kostgeber ("dominus alumnus") [Johannes Beatus Helius] lateinisch erklärt. Helius studiert nebenbei Theologie und wird bei Gelegenheit das Doktorat in dieser Fakultät erlangen. Um 4 Uhr wird Euripides lateinisch erklärt. Jeweils am Donnerstag ("dies Jovis") gibt es abwechselnd Disputationen und Deklamationen. Bei den Disputationen werden Thesen aus den vier genannten Fächern ("auctores") gestellt. Bei den Deklamationen muss eine Rede Ciceros oder eine selbstverfasste Rede ("oratiuncula") auswendig vorgetragen werden. Letzteres will auch Johann Jakob tun, wenn die Reihe an ihn kommt. Auch die Bakkalaren ("baccalaureus") tragen jeweils am Samstag ("dies sabbati") eigene Reden vor. Bei diesen Übungen müssen auch die jüngeren Studenten anwesend sein.
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Die Kollegen in der Unterkunft bei Helius ("Hęlius"; "Haelius") wechseln ständig. Anfänglich waren es Esaias Weber ("Textor") aus St. Gallen, den der Onkel Albert vielleicht kennt, ein Theologiestudent aus Ungarn, ein Mitstudent aus Graubünden ("Rhetus") und ein Schüler aus Basel. Der Ungar ist inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt, dafür zog ein Savoyarde aus den Berner Gebieten ein. Dieser und der Graubündner sind weggezogen, da die Unterkunft im Winter unbequem ist. Der Sohn eines reichen Lausanners ist kürzlich nach Hause zurückgekehrt, so dass nun nur noch drei Kostgänger bei Helius sind. An der Universität ("academia") studieren schätzungsweise 50 Studenten aus Basel und 150 von auswärts ("peregrini"); dazu kommen sehr viele Schüler an anderen Schulen. - Dankt für das Geld. Der Sohn von Peter Fels hat ihm 32 französische Gulden ("florenus Francorum") für 9 Batzen ("batio"; "batius") bezahlt. In Basel gelten diese gleichviel wie die sogenannten Mönche ("monachus; monachorum moneta"). Johann Jakob hat den Kostgeber [Helius] und die Hauswirtin ("hospita") für ein halbes Jahr bezahlt. - Helius erzählt, dass der Prinz [Wilhelm I.] von Orange ("princeps Uraniae") von einem seiner Hofbeamten oder einem Ritter ermordet worden sei. Über den Bischof von Basel [Jakob Christoph Blarer von Wartensee] und [Leonhard] Thurneysen ("Thurnisius") gäbe es viel zu berichten, doch die diese betreffenden Verhandlungen des Rats unterliegen strengster Geheimhaltung. Sicher ist, dass Thurneysen bei einer Rückkehr nach Basel sogleich hingerichtet würde, da er gedroht hat, die ganze Stadt niederzubrennen. - Bestellt Grüsse an die Verwandten in Griesenberg, besonders Achior [von Ulm], dem Augustin auch zur Heirat gratulieren soll, an die übrige Verwandtschaft ("cognati"; "affines"), die ganze Familie und alle Nachbarn.
Anmerkungen
Allgemeine Anmerkung:
Adressat: Pio doctoque viro d[omino] Augustino Blaurero, ecclesiae Lutmercensis pastori vigilantissimo, avunculo suo plurimum observando.
Absender: Johannes Jacobus Landenbergius, ex sorore nepos tuus obedientissimus.
Eingangsvermerk unter der Adresse von Augustin Blarer: Datę X 9bris (Novembris), redditę 21 9bris per Marcum ex urbe patria
Sprache, Schrift:
Lateinisch
Geschichte
Ehemalige Signatur:
Ehemalige Signatur: Standort: Stadtbibliothek St. Gallen, Handschriften. Signatur: Epistolae Tom. X:188; Epistolae Tom. X:188
Hinweise
Bibliographischer Nachweis:
-
Kammerer, Vadianische Briefsammlung, Isny (vor 1958) (VadSlg Ms 29a), S. 229
Zugriffs- und Benutzungsbestimmungen
Zugangsbestimmungen:
-
Es gelten die Benutzungsbestimmungen für den Sonderlesesaal.
Urheberrecht Metadaten:
Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC0 zur Weiternutzung zur Verfügung.
Bearbeitungsstand
Interne Bearbeitung:
-
Verzeichnung=Description=Inventaire; Oktober 2020; HAN-Katalogisierungsregeln; Vollständige Rekatalogisierung nach Kammerer mit Ergänzungen; Clemens Müller
Identifikatoren
Systemnummer:
991170495947305501
Andere Systemnummer:
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(HAN)000440366DSV05
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(EXLNZ-41SLSP_NETWORK)991170495947305501
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(41SLSP_UBS)9972426967305504