Vadianische Briefsammlung

Vadianus, Joachim
Kurzformat

Vadianische Briefsammlung / 1484-1567
26 Archivschachteln
  • St. Gallen, KB Vadiana SG, VadSlg Ms 30-41a

LEADER 00000npmaa2200000 c 4500
001 991170432739305501
005 20240312024134.0
006 a ||| i
008 200213m14951630sz ||| | lat d
019 |a Exemplarspezifische Aufnahme, gesperrt für Veränderungen und das Anhängen von Signaturen.  |5 HAN/11.11.2020/bmt 
035 |a (HAN)000359069DSV05 
035 |a (EXLNZ-41SLSP_NETWORK)991170432739305501 
035 |a (41SLSP_UBS)9972407826905504  |9 (41SLSP_UBS)9972407826905504 
040 |a CH-001880-7  |b ger  |e HAN-Katalogisierungsregeln 
041 0 |a lat  |a ger  |a fre  |a grc 
046 |a m  |c 1495  |e 1630 
100 1 |a Vadianus, Joachim  |d 1484-1551  |0 (DE-588)118625780  |e Aktenbildner  |4 cre 
245 1 0 |a Vadianische Briefsammlung 
264 0 |a 1484-1567 
300 |a 26 Archivschachteln 
336 |b xxx  |2 rdacontent 
337 |b n  |2 rdamedia 
338 |b nc  |2 rdacarrier 
351 |a Die Briefsammlung ist in verschiedenen Teilen zu verschiedenen Zeiten in die Stadtbibliothek Vadiana in St. Gallen gekommen. 1649 wurden die Briefe erstmals alphabetisch nach Absendern geordnet und durchnummeriert. Insgesamt wurden 1900 datierte Briefe aufgelistet. 1660 kaufte der Rat der Stadt St. Gallen ein weiteres Briefkonvolut von 800-900 Briefen. Diese stammten von den Konstanzer Brüdern Ambrosius und Thomas Blarer und wurden der bereits bestehenden Sammlung angefügt. 1681 wurde der Bestand durch Tobias Schobinger (1624-1700) chronologisch geordnet und in 12 Bänden eingebunden. Die Bände 1-10 umfassten die datierten, die Bände 11 und 12 die undatierten Briefe. 1692 wurde durch Melchior Mittelholzer ein Register (KBSG VadSlg Ms 29) zu den Bänden erstellt, welche 3000 lateinische, 500 deutsche und 40 französische Briefe sowohl nach Inhalt als auch nach Schreibern alphabetisch aufführte. Diese Ordnung wurde beibehalten, obwohl zwischenzeitlich die Bände aus konservatorischen Überlegungen heraus aufgetrennt wurden und die Briefe nun einzeln aufbewahrt werden.  |c Bestand=Fonds 
355 0 |a Sachunterlagen 
355 0 |a Personenbezogene Unterlagen 
500 |a Archivalienarten: Korrespondenz 
500 |a Trägermaterialien: Papier 
506 |a Es gelten die generellen Benutzungsregeln für den Sonderlesesaal 
520 |a Die Briefsammlung umfasst 4200 Originalbriefe und Briefabschriften aus dem 16. Jahrhundert. 2200 Briefe sind dem Umfeld Vadians zuzuordnen, 1600 stammen aus der Korrespondenz der Konstanzer Brüder Ambrosius und Thomas Blarer/Blaurer. Dazu kommen noch 400 weitere Briefe aus den Nachlässen von Johannes Kesslers u.a. 
541 |a Bartholome Schobinger (1610-1675)  |c Schenkung, Kauf  |d 1649 
541 |a Jeremias Schobinger (1625-1673)  |c Schenkung, Kauf  |d 1660 
545 |a Schweizer Reformator, Arzt, Humanist; 1501 in Wien immatrikuliert, 1512 Professor für Poetik an der Universität Wien; 1517 Dr. med.; 1518 Stadtarzt und 1521 Ratsmitglied in St. Gallen; 1526 Bürgermeister; führte die Reformation in St. Gallen ein  |b Geboren 29.11.1484 St. Gallen, gestorben 6.4.1551 St. Gallen, von St. Gallen. Sohn des Lienhard von Watt, Kaufmanns und Ratsherrn, und der Magdalena Thalmann, Tochter des Ulrich, äbtisch-sankt-gallischer Kanzler. 1519 Heirat mit Martha Grebel, Tochter des Jakob Grebel. Schwager des Konrad Grebel. Nach dem Besuch der Lateinschule in St. Gallen hielt sich Joachim von Watt, der sich seit seiner Studienzeit auch Vadian(us) nannte, 1502-18 an der Universität Wien auf und studierte u.a. bei Konrad Celtis, Johannes Cuspinian sowie Georg Tannstetter. 1508 erlangte er den Magister artium, unterrichtete dann Poetik, Geschichte und Naturlehre, wirkte ab 1511/12 als Dozent an der Universität, war 1516-17 deren Rektor und ab 1516 Professor für Poetik am Collegium poetarum. 1517 schloss Vadian ein Medizinstudium mit dem Doktorat ab. Aus seinen Wiener Vorlesungen erwuchsen rund 20 Publikationen, v.a. kommentierte Ausgaben antiker Autoren, u.a. 1518 des römischen Geografen Pomponius Mela. Der akademisch gebildete Humanist trat als Redner auf, wurde 1514 durch Kaiser Maximilian I. zum poeta laureatus gekrönt. 1518 gab Vadian seine akademische Tätigkeit auf, kehrte nach St. Gallen zurück und stellte sich in den Dienst seiner Heimatstadt. Ab 1521 Mitglied des Kleinen Rats, vollzog er ab 1522 den Übergang zu den Ideen der Reformation und war 1523 Präsident der 2. Zürcher Disputation. Er spielte er die massgebliche Rolle bei der Einführung der Reformation in St. Gallen, ab 1526 amtierte er bis ans Lebensende im Dreijahresturnus als Bürgermeister. 
545 |a Der Versuch, die 1529 im 1. Kappeler Landfrieden erlangten Vorteile der Reformierten für die Aufhebung des Klosters zu nutzen, scheiterte 1531. Das Kloster blieb Nachbar der Stadt und dessen Abt Gegenspieler Vadians, doch wahrte die Stadt ihre Selbstständigkeit und damit auch den reformierten Glauben. In der eidgenössischen Politik wirkte er mehrmals als Gesandter an der Tagsatzung, 1549 auch als Obmann eines eidgenössischen Schiedsgerichts. Vadian führte in St. Gallen die gelehrte Tätigkeit fort, doch mit veränderten, auf seine Stadt fokussierten Interessen und nur mehr als Mittelpunkt eines interessierten Kreises von Freunden, darunter Johannes Kessler, der zu Vadians Biograf und Nachlassverwalter wurde. Ausserhalb St. Gallens waren Heinrich Bullinger, Johannes Comander und Oswald Myconius wichtige Korrespondenten.  |b Während der Aufhebung des Klosters standen Vadian dessen Archiv und Bibliothek längere Zeit offen. Auf dieser Quellengrundlage, erweitert um die städt. Überlieferung, verfasste er 1529-32 in der Erwartung, die Stadt trete an die Stelle des Klosters, die "Grössere Chronik der Äbte", die den Zeitraum 1199-1491 umfasst und formal in der Tradition der klösterl. Geschichtsschreibung steht, inhaltlich aber mit ihr bricht und sich sprachlich an ein breites Publikum richtet. Nach der Niederlage der Reformierten in der 2. Schlacht bei Kappel 1531 legte Vadian das Werk 1532 unvollendet beiseite, betrieb jedoch weiterhin historische sowie theologische Forschungen mit Schwergewicht auf der regionalen Geschichte sowie auf der Kirchengeschichte, u.a. zu den Grundlagen des Mönchtums und zur Entwicklung von der Urkirche zur Papstkirche. Auf dem Gebiet der Medizin hielt sich Vadian, der neben seiner polit. Tätigkeit ab 1518 ohne formelle Ernennung auch die Aufgaben des Stadtarztes wahrnahm, an die in Wien gelehrte arabisch-lateinische Tradition. Vadians Werke der zweiten Lebensphase blieben weitgehend ungedruckt. 
545 |a Seine für die 1547-48 publizierte Schweizerchronik von Johannes Stumpf verfassten Texte, u.a. die "Kleinere Chronik der Äbte", sind dort stark gekürzt und auf Vadians Wunsch anonym eingeflossen. Dank handschriftlicher Verbreitung wurde die Kleinere Chronik in der Stadt St. Gallen dennoch rasch zur massgeblichen Darstellung der eigenen Geschichte. Im Druck veröffentlichten Melchior Goldast bereits 1606 und Ernst Götzinger 1875-79 die historischen Schriften Vadians. Auf dieser Grundlage etablierte die reformierte Historiografie (Eduard Fueter, Werner Näf, Hans Conrad Peyer) Vadian im 20. Jahrhundert in bewusstem Kontrast zu Aegidius Tschudi als ersten zu historischer Objektivität fähigen Geschichtsschreiber der Schweiz. Die neuere Forschung hat hingegen gezeigt, dass auch Vadians Darstellung der St. Galler und eidgenössischen Geschichte parteigebunden blieb, beeinflusst durch Herkunft, politische Überzeugungen und reformatorischen Glauben. So steht der kritischen Distanz zum eidgenössischen Gründungsmythos die Fixierung auf die Feindbilder Kloster und Papstkirche gegenüber. Anders als Tschudi vertrat Vadian aber den Gedanken des Wandels und der Entwicklung aller Dinge und prägte mit Blick auf eine Periodisierung der Geschichte den Begriff Mittelalter für die Epoche zwischen Antike und damaliger Gegenwart. (Quelle: HLS) 
561 |a Im Gegensatz zur Privatbibliothek, die Vadian 1551 der Stadt testamentarisch übertrug, blieb die Briefsammlung in Privatbesitz. Es ist im Detail nicht mehr nachvollziehbar, wann die einzelnen Briefe in die Stadtbibliothek gekommen sind. Erstmals wurde ein Teil der Briefe 1622 durch Jakob Studer (1574-1622) katalogisiert. Er wies achtzehn mit A-S bezeichnete Pakete mit Briefen und Manuskripten aus, welche von Vadian stammten. 1649 wurden die Pakete geöffnet, die Briefe alphabetisch nach Absendern geordnet und durchnummeriert. Insgesamt wurden 1900 datierte Briefe unter folgendem Titel verzeichnet: "23 fasciculi litterarum clarorum virorum ad Vadianum praecipue scriptarum". 1660 überliess der Stadtarzt Jeremias Schobinger eine weitere Briefsammlung "der vornehmsten Reformatoren" der Stadtbilbiothek. Diese zweite Sammlung umfasste in der Hauptsache die Korrespondenz der Brüder Ambrosius und Thomas Blarer. Dazu kamen Briefe aus dem Nachlass Johannes Kesslers, Hans Liners u.a. und reichte zeitlich bis 1630. Mitte des 20. Jahrhunderts kam nochmals ein bedeutender Bestand aus der Stadtbilbiothek Bremen nach St. Gallen zurück. Dieses Bremer Konvolut war um 1600 durch Melchior Goldast entwendet worden. 
581 |a Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen. hg. von Emil Arbenz und Hermann Wartmann. 7 Bände. St. Gallen 1891-1913 (Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte, Bde. 24/1, 25, 27/1, 28-30a; Nachtrag in Bd. 33) 
581 |a Briefwechsel der Brüder Ambrosius und Thomas Blaurer 1509-1567. hg. von der Badischen historischen Kommission. bearb. von Traugott Schiess. 3 Bände. Freiburg im Breisgau 1908-1912. 
581 |a St. Gallische Handschriften. In Auszügen herausgegeben von Gustav Scherrer. St. Gallen 1859. 
581 |a Näf, Werner. Vadian und seine Stadt. 2 Bände. St. Gallen 1944-1957. 
581 |a Joachim Vadian: Ausgewählte Briefe. hrsg. von Ernst Rüsch. St. Gallen 1983. 
581 |a Stettler, Bernhard. Überleben in schwierigen Zeiten: Die 1530er und 1540er Jahre im Spiegel von Vadians Korrespondenz. Zürich 2014. 
581 |a Gamper, Rudolf. Joachim Vadian 1483/84-1551: Humanist, Arzt, Reformator, Politiker. Mit Beiträgen von Rezia Krauer und Clemens Müller. Zürich 2017. 
583 1 |b Verzeichnung=Description=Inventaire  |c 2015-2021  |f HAN-Katalogisierungsregeln  |i Erschliessungsgrad: Detailliert  |k Rezia Krauer, Clemens Müller, Arman Weidenmann 
655 7 |a Briefsammlung  |2 gnd-content 
690 |a Ehemalige Signatur: Standort: Stadtbibliothek St. Gallen, Handschriften. Signatur: Epistolae Tom. I-XII  |e Epistolae Tom. I-XII  |2 han-A5 
700 1 |a Blarer, Ambrosius  |d 1492-1564  |0 (DE-588)118663763  |e Mitwirkender  |4 ctb 
700 1 |a Blarer, Thomas  |d 1499-1567  |0 (DE-588)120270234  |e Mitwirkender  |4 ctb 
710 2 |a Stadtbibliothek Vadiana  |0 (DE-588)2022651-2  |e Früherer Eigentümer  |4 fmo 
852 4 |b SGKBV  |c RAVS  |j VadSlg Ms 30-41a  |9 (41SLSP_UBS)9972407826905504 
900 |f HANcollect_this archivgut 
900 |a HANunikat 
910 |c Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC0 zur Weiternutzung zur Verfügung. 
986 |a (41SLSP_UBS)9972407826905504  |9 (41SLSP_UBS)9972407826905504 
990 |f disg  |9 LOCAL  |9 (41SLSP_UBS)9972407826905504 

Basisinformationen

Signatur:
  • St. Gallen, KB Vadiana SG, VadSlg Ms 30-41a
Ressourcentyp:
Archivmaterial / Bestand
Titel:
Vadianische Briefsammlung
Entstehungsangaben:
1484-1567
Entstehungszeit (normiert):
1495 - 1630
Verzeichnungsstufe:
Bestand=Fonds
Physische Beschreibung:
  • 26 Archivschachteln

Sucheinstiege

Person:
Körperschaft:
Ort:
Formschlagwort:

Hierarchie/Kontext

Wird geladen...

Inhalt und innere Ordnung

Inhalt:
  • Die Briefsammlung umfasst 4200 Originalbriefe und Briefabschriften aus dem 16. Jahrhundert. 2200 Briefe sind dem Umfeld Vadians zuzuordnen, 1600 stammen aus der Korrespondenz der Konstanzer Brüder Ambrosius und Thomas Blarer/Blaurer. Dazu kommen noch 400 weitere Briefe aus den Nachlässen von Johannes Kesslers u.a.
Ordnung:
Die Briefsammlung ist in verschiedenen Teilen zu verschiedenen Zeiten in die Stadtbibliothek Vadiana in St. Gallen gekommen. 1649 wurden die Briefe erstmals alphabetisch nach Absendern geordnet und durchnummeriert. Insgesamt wurden 1900 datierte Briefe aufgelistet. 1660 kaufte der Rat der Stadt St. Gallen ein weiteres Briefkonvolut von 800-900 Briefen. Diese stammten von den Konstanzer Brüdern Ambrosius und Thomas Blarer und wurden der bereits bestehenden Sammlung angefügt. 1681 wurde der Bestand durch Tobias Schobinger (1624-1700) chronologisch geordnet und in 12 Bänden eingebunden. Die Bände 1-10 umfassten die datierten, die Bände 11 und 12 die undatierten Briefe. 1692 wurde durch Melchior Mittelholzer ein Register (KBSG VadSlg Ms 29) zu den Bänden erstellt, welche 3000 lateinische, 500 deutsche und 40 französische Briefe sowohl nach Inhalt als auch nach Schreibern alphabetisch aufführte. Diese Ordnung wurde beibehalten, obwohl zwischenzeitlich die Bände aus konservatorischen Überlegungen heraus aufgetrennt wurden und die Briefe nun einzeln aufbewahrt werden.

Anmerkungen

Allgemeine Anmerkung:
Archivalienarten: Korrespondenz
Trägermaterialien: Papier
Sprache, Schrift:
Latein, Deutsch, Französisch, Griechisch

Geschichte

Entstehungs-, Besitz- und Sammlungsgeschichte:
Im Gegensatz zur Privatbibliothek, die Vadian 1551 der Stadt testamentarisch übertrug, blieb die Briefsammlung in Privatbesitz. Es ist im Detail nicht mehr nachvollziehbar, wann die einzelnen Briefe in die Stadtbibliothek gekommen sind. Erstmals wurde ein Teil der Briefe 1622 durch Jakob Studer (1574-1622) katalogisiert. Er wies achtzehn mit A-S bezeichnete Pakete mit Briefen und Manuskripten aus, welche von Vadian stammten. 1649 wurden die Pakete geöffnet, die Briefe alphabetisch nach Absendern geordnet und durchnummeriert. Insgesamt wurden 1900 datierte Briefe unter folgendem Titel verzeichnet: "23 fasciculi litterarum clarorum virorum ad Vadianum praecipue scriptarum". 1660 überliess der Stadtarzt Jeremias Schobinger eine weitere Briefsammlung "der vornehmsten Reformatoren" der Stadtbilbiothek. Diese zweite Sammlung umfasste in der Hauptsache die Korrespondenz der Brüder Ambrosius und Thomas Blarer. Dazu kamen Briefe aus dem Nachlass Johannes Kesslers, Hans Liners u.a. und reichte zeitlich bis 1630. Mitte des 20. Jahrhunderts kam nochmals ein bedeutender Bestand aus der Stadtbilbiothek Bremen nach St. Gallen zurück. Dieses Bremer Konvolut war um 1600 durch Melchior Goldast entwendet worden.
Akzession:
  • Schenkung, Kauf. Herkunft: Bartholome Schobinger (1610-1675). Datum: 1649
  • Schenkung, Kauf. Herkunft: Jeremias Schobinger (1625-1673). Datum: 1660
Geschichte des Aktenbildners:
Schweizer Reformator, Arzt, Humanist; 1501 in Wien immatrikuliert, 1512 Professor für Poetik an der Universität Wien; 1517 Dr. med.; 1518 Stadtarzt und 1521 Ratsmitglied in St. Gallen; 1526 Bürgermeister; führte die Reformation in St. Gallen ein; Geboren 29.11.1484 St. Gallen, gestorben 6.4.1551 St. Gallen, von St. Gallen. Sohn des Lienhard von Watt, Kaufmanns und Ratsherrn, und der Magdalena Thalmann, Tochter des Ulrich, äbtisch-sankt-gallischer Kanzler. 1519 Heirat mit Martha Grebel, Tochter des Jakob Grebel. Schwager des Konrad Grebel. Nach dem Besuch der Lateinschule in St. Gallen hielt sich Joachim von Watt, der sich seit seiner Studienzeit auch Vadian(us) nannte, 1502-18 an der Universität Wien auf und studierte u.a. bei Konrad Celtis, Johannes Cuspinian sowie Georg Tannstetter. 1508 erlangte er den Magister artium, unterrichtete dann Poetik, Geschichte und Naturlehre, wirkte ab 1511/12 als Dozent an der Universität, war 1516-17 deren Rektor und ab 1516 Professor für Poetik am Collegium poetarum. 1517 schloss Vadian ein Medizinstudium mit dem Doktorat ab. Aus seinen Wiener Vorlesungen erwuchsen rund 20 Publikationen, v.a. kommentierte Ausgaben antiker Autoren, u.a. 1518 des römischen Geografen Pomponius Mela. Der akademisch gebildete Humanist trat als Redner auf, wurde 1514 durch Kaiser Maximilian I. zum poeta laureatus gekrönt. 1518 gab Vadian seine akademische Tätigkeit auf, kehrte nach St. Gallen zurück und stellte sich in den Dienst seiner Heimatstadt. Ab 1521 Mitglied des Kleinen Rats, vollzog er ab 1522 den Übergang zu den Ideen der Reformation und war 1523 Präsident der 2. Zürcher Disputation. Er spielte er die massgebliche Rolle bei der Einführung der Reformation in St. Gallen, ab 1526 amtierte er bis ans Lebensende im Dreijahresturnus als Bürgermeister.
Der Versuch, die 1529 im 1. Kappeler Landfrieden erlangten Vorteile der Reformierten für die Aufhebung des Klosters zu nutzen, scheiterte 1531. Das Kloster blieb Nachbar der Stadt und dessen Abt Gegenspieler Vadians, doch wahrte die Stadt ihre Selbstständigkeit und damit auch den reformierten Glauben. In der eidgenössischen Politik wirkte er mehrmals als Gesandter an der Tagsatzung, 1549 auch als Obmann eines eidgenössischen Schiedsgerichts. Vadian führte in St. Gallen die gelehrte Tätigkeit fort, doch mit veränderten, auf seine Stadt fokussierten Interessen und nur mehr als Mittelpunkt eines interessierten Kreises von Freunden, darunter Johannes Kessler, der zu Vadians Biograf und Nachlassverwalter wurde. Ausserhalb St. Gallens waren Heinrich Bullinger, Johannes Comander und Oswald Myconius wichtige Korrespondenten.; Während der Aufhebung des Klosters standen Vadian dessen Archiv und Bibliothek längere Zeit offen. Auf dieser Quellengrundlage, erweitert um die städt. Überlieferung, verfasste er 1529-32 in der Erwartung, die Stadt trete an die Stelle des Klosters, die "Grössere Chronik der Äbte", die den Zeitraum 1199-1491 umfasst und formal in der Tradition der klösterl. Geschichtsschreibung steht, inhaltlich aber mit ihr bricht und sich sprachlich an ein breites Publikum richtet. Nach der Niederlage der Reformierten in der 2. Schlacht bei Kappel 1531 legte Vadian das Werk 1532 unvollendet beiseite, betrieb jedoch weiterhin historische sowie theologische Forschungen mit Schwergewicht auf der regionalen Geschichte sowie auf der Kirchengeschichte, u.a. zu den Grundlagen des Mönchtums und zur Entwicklung von der Urkirche zur Papstkirche. Auf dem Gebiet der Medizin hielt sich Vadian, der neben seiner polit. Tätigkeit ab 1518 ohne formelle Ernennung auch die Aufgaben des Stadtarztes wahrnahm, an die in Wien gelehrte arabisch-lateinische Tradition. Vadians Werke der zweiten Lebensphase blieben weitgehend ungedruckt.
Seine für die 1547-48 publizierte Schweizerchronik von Johannes Stumpf verfassten Texte, u.a. die "Kleinere Chronik der Äbte", sind dort stark gekürzt und auf Vadians Wunsch anonym eingeflossen. Dank handschriftlicher Verbreitung wurde die Kleinere Chronik in der Stadt St. Gallen dennoch rasch zur massgeblichen Darstellung der eigenen Geschichte. Im Druck veröffentlichten Melchior Goldast bereits 1606 und Ernst Götzinger 1875-79 die historischen Schriften Vadians. Auf dieser Grundlage etablierte die reformierte Historiografie (Eduard Fueter, Werner Näf, Hans Conrad Peyer) Vadian im 20. Jahrhundert in bewusstem Kontrast zu Aegidius Tschudi als ersten zu historischer Objektivität fähigen Geschichtsschreiber der Schweiz. Die neuere Forschung hat hingegen gezeigt, dass auch Vadians Darstellung der St. Galler und eidgenössischen Geschichte parteigebunden blieb, beeinflusst durch Herkunft, politische Überzeugungen und reformatorischen Glauben. So steht der kritischen Distanz zum eidgenössischen Gründungsmythos die Fixierung auf die Feindbilder Kloster und Papstkirche gegenüber. Anders als Tschudi vertrat Vadian aber den Gedanken des Wandels und der Entwicklung aller Dinge und prägte mit Blick auf eine Periodisierung der Geschichte den Begriff Mittelalter für die Epoche zwischen Antike und damaliger Gegenwart. (Quelle: HLS)
Ehemalige Signatur:
Ehemalige Signatur: Standort: Stadtbibliothek St. Gallen, Handschriften. Signatur: Epistolae Tom. I-XII; Epistolae Tom. I-XII

Hinweise

Literatur:
  • Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen. hg. von Emil Arbenz und Hermann Wartmann. 7 Bände. St. Gallen 1891-1913 (Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte, Bde. 24/1, 25, 27/1, 28-30a; Nachtrag in Bd. 33)
  • Briefwechsel der Brüder Ambrosius und Thomas Blaurer 1509-1567. hg. von der Badischen historischen Kommission. bearb. von Traugott Schiess. 3 Bände. Freiburg im Breisgau 1908-1912.
  • St. Gallische Handschriften. In Auszügen herausgegeben von Gustav Scherrer. St. Gallen 1859.
  • Näf, Werner. Vadian und seine Stadt. 2 Bände. St. Gallen 1944-1957.
  • Joachim Vadian: Ausgewählte Briefe. hrsg. von Ernst Rüsch. St. Gallen 1983.
  • Stettler, Bernhard. Überleben in schwierigen Zeiten: Die 1530er und 1540er Jahre im Spiegel von Vadians Korrespondenz. Zürich 2014.
  • Gamper, Rudolf. Joachim Vadian 1483/84-1551: Humanist, Arzt, Reformator, Politiker. Mit Beiträgen von Rezia Krauer und Clemens Müller. Zürich 2017.

Zugriffs- und Benutzungsbestimmungen

Zugangsbestimmungen:
  • Es gelten die generellen Benutzungsregeln für den Sonderlesesaal
Schutzfrist:
  • Sachunterlagen
  • Personenbezogene Unterlagen
Urheberrecht Metadaten:
Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC0 zur Weiternutzung zur Verfügung.

Bearbeitungsstand

Interne Bearbeitung:
  • Verzeichnung=Description=Inventaire; 2015-2021; HAN-Katalogisierungsregeln; Erschliessungsgrad: Detailliert; Rezia Krauer, Clemens Müller, Arman Weidenmann

Identifikatoren

Systemnummer:
991170432739305501
Andere Systemnummer:
  • (HAN)000359069DSV05
  • (EXLNZ-41SLSP_NETWORK)991170432739305501
  • (41SLSP_UBS)9972407826905504
Quelle: