Brief an Abrahamus Musculus

Stumpf, Johann Rudolf
Kurzformat

Brief an Abrahamus Musculus / von [Joannes Rodolphus] Stumphius - Tiguri , 20. Octob[ris] Anno 1589
1 Doppelbl., 3 S. beschrieben : 32,5 x 22 cm
  • Zofingen, Stadtbibliothek, StBZ Pa 14:2,111 (109)

LEADER 00000ntmaa2200000 c 4500
001 991170481695705501
005 20240312032314.0
007 cr#|||||||||||
008 180530s1589 sz 00| i lat d
019 |a Exemplarspezifische Aufnahme, gesperrt für Veränderungen und das Anhängen von Signaturen.  |5 HAN/11.11.2020/bmt 
024 7 |a 10.7891/e-manuscripta-114567  |2 doi 
035 |a (HAN)000334427DSV05 
035 |a (EXLNZ-41SLSP_NETWORK)991170481695705501 
035 |a (41SLSP_UBS)9972422605505504  |9 (41SLSP_UBS)9972422605505504 
040 |a CH-001880-7  |b ger  |e HAN-Katalogisierungsregeln 
046 |a s  |c 1589.10.20 
100 1 |a Stumpf, Johann Rudolf  |d 1530-1592  |0 (DE-588)119842947  |e Verfasser  |4 aut 
245 1 0 |a Brief an Abrahamus Musculus  |c von [Joannes Rodolphus] Stumphius 
264 0 |a Tiguri  |c 20. Octob[ris] Anno 1589 
300 |a 1 Doppelbl., 3 S. beschrieben  |c 32,5 x 22 cm 
336 |b txt  |2 rdacontent 
337 |b n  |2 rdamedia 
337 |b c  |2 rdamedia 
338 |b nc  |2 rdacarrier 
338 |b cr  |2 rdacarrier 
351 |c Dokument=Item=Pièce 
490 1 |a Briefsammlung Wolfgang und Abraham Musculus, Bd. 2  |v 111 
500 |a Siegelspur 
520 |a Stumpf ist erschüttert über das Zerwürfnis zwischen den evangelischen Orten. Der Krieg mit Savoyen hat einerseits zu einer Entfremdung Berns von Zürich und den übrigen evangelischen Orten, andrerseits zu einem engen Bündnis Berns mit dem kürzlich [am 2. August 1589] verstorbenen König [Heinrich III.] von Frankreich geführt. Die Pfarrer von Bern schweigen dazu. Auf die Nachrichten vom unglücklichen Ausgang des Savoyerkriegs hin haben die Kollegen Stumpf beauftragt, an die Kollegen von Bern zu schreiben. Da die Berner Pfarrer sich trotz der stetigen Verschlimmerung der Lage nicht gemeldet haben, haben sie aber auf ein Schreiben verzichtet, da sogar der Berner Rat die Zürcher Gesandten nicht über die Lage informieren wollte. In der Zwischenzeit haben die [evangelischen] Städte beschlossen, eine gemeinsame Gesandtschaft nach Savoyen zu schicken, um einen Frieden für Genf zu erwirken. Der Zürcher Gesandte, ein hervorragender Diplomat, hat Stumpf kurz vor seiner Abreise genötigt, ihm einen Brief an Musculus mitzugeben. 
520 |a Stumpf schreibt im Interesse der Kirche und der Stadt Bern und der Verbündeten Genfer, die von ihren Bundesgenossen schändlich im Stich gelassen wurde. Diese Verletzung der Bundestreue zugunsten des schlimmsten Feindes der evangelischen Kirchen ist schon in ganz Europa bekanntgeworden und bringt Schande über die Eidgenossenschaft, die als unzuverlässig und käuflich dargestellt wird. Katholiken, Lutheraner, Ubiquitarier, Schwaben sind so sehr über die Eidgenossen aufgebracht, dass selbst Kaufleute aus der Eidgenossenschaft bedroht werden. Am schlimmsten tönt es von den Kanzeln in Strassburg. Dort werden Zwinglianer und Calvinisten diffamiert, die Zuverlässigkeit des Bündnisses mit Zürich [vom 13. Mai 1588] wird in Frage gestellt, die Strassburger Urheber des Bündnisses werden vom Pöbel verfolgt. In den fünf katholischen Orten ("Quinquepagici") werden die Zürcher Kaufleute verhöhnt, da Zürich die Treulosigkeit der Berner schon im alten Zürichkrieg, vor Mailand und bei Kappel erfahren habe. Die Treulosigkeit der Berner gegenüber der in so vieler Hinsicht eng verbundenen Stadt Genf zugunsten des schlimmsten Feindes ist unfassbar. 
520 |a Genf wird zudem von Bern mit erlogenen Anschuldigungen angeklagt. Die Urheber der schmählichen Treulosigkeit Berns bewegen sich wie Oligarchen ungestraft in Bern und können dort auch den reichen Lohn für ihren Verrat entgegennehmen. Aus Lyon schreibt man, der Savoyarde habe 25 teure goldene Ketten zur Belohnung der Berner anfertigen lassen. Gleichzeitig wagen es die fälschlich angeklagten Genfer kaum, ihr Recht einzufordern. Das Schlimmste ist, dass angeblich ein Berner Pfarrer eine Rechtfertigung ("Apologia") für diesen Verrat geschrieben habe, die aber nicht veröffentlicht werden durfte. Wie Papinian zum Kaiser Caracalla ("Bassianus") sagte: Es ist nicht so einfach, einen Mord zu verteidigen als ihn zu begehen. [Historia Augusta 13,8,5; Erasmus Adagia 8]. Man hört aber auch, dass Musculus mehrfach von der Kanzel das Verhalten Berns kritisiert habe. 
520 |a Die erwähnte Rechtfertigungsschrift sollte unbedingt unterdrückt werden; man weiss seit der Apologie des Barons von Donon nach dem Krieg von Étampes ("bellum Estampense"), was eine solche Publikation auslösen kann. Angeblich wurde in Bern vor dem Ausgang des Kriegs von einem Berner Pfarrer ein vorzeitiges Loblied auf den Bären veröffentlicht. Er schickt Musculus ein Exemplar des Drucks, damit er nicht meint, er habe etwas erfunden. Solches Selbstlob kommt bei den Freunden Berns schlecht an. Bittet Musculus, sich von der Kanzel für die Bestrafung der Verräter einzusetzen. Sendet Grüsse an Musculus und die Kollegen in Bern. 
546 |a Lateinisch 
581 |a Abschrift in StBZ Pa 15, S. 289-290 
581 |a Abgedruckt in: Schuler, Melchior. - Versuch einer politischen Geschichte von Genf bis zum Frieden von St. Julien 1603, in: Helvetia : Denkwürdigkeiten für die XXII Freistaaten der Schweizerischen Eidgenossenschaft / Neue Folge, Bd. 2. - Aarau : J. J. Christen, 1828, S. 23-132, hier: Beilage 2, S. 122-125 
583 1 |b Verzeichnung=Description=Inventaire  |c Juni 2019  |f HAN-Katalogisierungsregeln  |k Clemens Müller 
655 7 |a Autograf  |2 gnd-content 
655 7 |a Handschrift  |2 gnd-content 
655 7 |a Briefsammlung  |2 gnd-content 
700 1 |a Musculus, Abraham  |d 1534-1591  |0 (DE-588)11976959X  |e Adressat  |4 rcp 
751 |a Zürich  |0 (DE-588)4068038-1 
830 0 |a Briefsammlung Wolfgang und Abraham Musculus, Bd. 2  |v 111  |w (HAN)000334162DSV05 
852 4 |b A382  |c 382HS  |j StBZ Pa 14:2,111 (109)  |9 (41SLSP_UBS)9972422605505504 
856 4 1 |u http://dx.doi.org/10.7891/e-manuscripta-114567  |z Online via e-manuscripta 
900 |f HANcollect_this archivgut 
900 |a HANunikat 
900 |f HANemanuscriptazbs 
910 |c Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC0 zur Weiternutzung zur Verfügung. 
949 |c 382HS  |p 68  |j StBZ Pa 14:2,111 (109)  |b A382  |9 (41SLSP_UBS)9972422605505504 
986 |a (41SLSP_UBS)9972422605505504  |9 (41SLSP_UBS)9972422605505504 

Basisinformationen

Signatur:
  • Zofingen, Stadtbibliothek, StBZ Pa 14:2,111 (109)
Ressourcentyp:
Buchhandschrift; Brief; Autograph; Archivmaterial / Archivdokument
Digitalisat:
Titel:
Brief an Abrahamus Musculus / von [Joannes Rodolphus] Stumphius
Entstehungsangaben:
Tiguri, 20. Octob[ris] Anno 1589
Entstehungszeit (normiert):
1589.10.20
Verzeichnungsstufe:
Dokument=Item=Pièce
Physische Beschreibung:
  • 1 Doppelbl., 3 S. beschrieben; 32,5 x 22 cm
Serie:
Briefsammlung Wolfgang und Abraham Musculus, Bd. 2; 111

Sucheinstiege

Person:
Ort (normiert):
Ort:
Formschlagwort:

Hierarchie/Kontext

Wird geladen...

Inhalt und innere Ordnung

Inhalt:
  • Stumpf ist erschüttert über das Zerwürfnis zwischen den evangelischen Orten. Der Krieg mit Savoyen hat einerseits zu einer Entfremdung Berns von Zürich und den übrigen evangelischen Orten, andrerseits zu einem engen Bündnis Berns mit dem kürzlich [am 2. August 1589] verstorbenen König [Heinrich III.] von Frankreich geführt. Die Pfarrer von Bern schweigen dazu. Auf die Nachrichten vom unglücklichen Ausgang des Savoyerkriegs hin haben die Kollegen Stumpf beauftragt, an die Kollegen von Bern zu schreiben. Da die Berner Pfarrer sich trotz der stetigen Verschlimmerung der Lage nicht gemeldet haben, haben sie aber auf ein Schreiben verzichtet, da sogar der Berner Rat die Zürcher Gesandten nicht über die Lage informieren wollte. In der Zwischenzeit haben die [evangelischen] Städte beschlossen, eine gemeinsame Gesandtschaft nach Savoyen zu schicken, um einen Frieden für Genf zu erwirken. Der Zürcher Gesandte, ein hervorragender Diplomat, hat Stumpf kurz vor seiner Abreise genötigt, ihm einen Brief an Musculus mitzugeben.
  • Stumpf schreibt im Interesse der Kirche und der Stadt Bern und der Verbündeten Genfer, die von ihren Bundesgenossen schändlich im Stich gelassen wurde. Diese Verletzung der Bundestreue zugunsten des schlimmsten Feindes der evangelischen Kirchen ist schon in ganz Europa bekanntgeworden und bringt Schande über die Eidgenossenschaft, die als unzuverlässig und käuflich dargestellt wird. Katholiken, Lutheraner, Ubiquitarier, Schwaben sind so sehr über die Eidgenossen aufgebracht, dass selbst Kaufleute aus der Eidgenossenschaft bedroht werden. Am schlimmsten tönt es von den Kanzeln in Strassburg. Dort werden Zwinglianer und Calvinisten diffamiert, die Zuverlässigkeit des Bündnisses mit Zürich [vom 13. Mai 1588] wird in Frage gestellt, die Strassburger Urheber des Bündnisses werden vom Pöbel verfolgt. In den fünf katholischen Orten ("Quinquepagici") werden die Zürcher Kaufleute verhöhnt, da Zürich die Treulosigkeit der Berner schon im alten Zürichkrieg, vor Mailand und bei Kappel erfahren habe. Die Treulosigkeit der Berner gegenüber der in so vieler Hinsicht eng verbundenen Stadt Genf zugunsten des schlimmsten Feindes ist unfassbar.
  • Genf wird zudem von Bern mit erlogenen Anschuldigungen angeklagt. Die Urheber der schmählichen Treulosigkeit Berns bewegen sich wie Oligarchen ungestraft in Bern und können dort auch den reichen Lohn für ihren Verrat entgegennehmen. Aus Lyon schreibt man, der Savoyarde habe 25 teure goldene Ketten zur Belohnung der Berner anfertigen lassen. Gleichzeitig wagen es die fälschlich angeklagten Genfer kaum, ihr Recht einzufordern. Das Schlimmste ist, dass angeblich ein Berner Pfarrer eine Rechtfertigung ("Apologia") für diesen Verrat geschrieben habe, die aber nicht veröffentlicht werden durfte. Wie Papinian zum Kaiser Caracalla ("Bassianus") sagte: Es ist nicht so einfach, einen Mord zu verteidigen als ihn zu begehen. [Historia Augusta 13,8,5; Erasmus Adagia 8]. Man hört aber auch, dass Musculus mehrfach von der Kanzel das Verhalten Berns kritisiert habe.
  • Die erwähnte Rechtfertigungsschrift sollte unbedingt unterdrückt werden; man weiss seit der Apologie des Barons von Donon nach dem Krieg von Étampes ("bellum Estampense"), was eine solche Publikation auslösen kann. Angeblich wurde in Bern vor dem Ausgang des Kriegs von einem Berner Pfarrer ein vorzeitiges Loblied auf den Bären veröffentlicht. Er schickt Musculus ein Exemplar des Drucks, damit er nicht meint, er habe etwas erfunden. Solches Selbstlob kommt bei den Freunden Berns schlecht an. Bittet Musculus, sich von der Kanzel für die Bestrafung der Verräter einzusetzen. Sendet Grüsse an Musculus und die Kollegen in Bern.

Anmerkungen

Allgemeine Anmerkung:
Siegelspur
Sprache, Schrift:
Lateinisch

Hinweise

Literatur:
  • Abschrift in StBZ Pa 15, S. 289-290
  • Abgedruckt in: Schuler, Melchior. - Versuch einer politischen Geschichte von Genf bis zum Frieden von St. Julien 1603, in: Helvetia : Denkwürdigkeiten für die XXII Freistaaten der Schweizerischen Eidgenossenschaft / Neue Folge, Bd. 2. - Aarau : J. J. Christen, 1828, S. 23-132, hier: Beilage 2, S. 122-125

Zugriffs- und Benutzungsbestimmungen

Urheberrecht Metadaten:
Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC0 zur Weiternutzung zur Verfügung.

Bearbeitungsstand

Interne Bearbeitung:
  • Verzeichnung=Description=Inventaire; Juni 2019; HAN-Katalogisierungsregeln; Clemens Müller

Identifikatoren

Systemnummer:
991170481695705501
Andere Systemnummer:
  • (HAN)000334427DSV05
  • (EXLNZ-41SLSP_NETWORK)991170481695705501
  • (41SLSP_UBS)9972422605505504
Digital Object Identifier:
Quelle: