Brief an Wolphgangus Musculus
Nigrinus, Theobald
Kurzformat
Brief an Wolphgangus Musculus / von Theob[aldus] Niger - Argen[tinae] , 6 Novemb[ris] anno [15]50
1 Doppelbl., 4 S. beschrieben : 29,5 x 20 cm
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Zofingen, Stadtbibliothek, StBZ Pa 14:1,166 (176)
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520 | |a Schwarz wünscht sich ein Wiedersehen mit der Familie von Musculus, besonders mit ihm selbst und seiner Ehefrau Margaretha, aber wegen des fortgeschrittenen Alters (von 66 Jahren) und den schwierigen Umständen der Zeit wird dies kaum mehr möglich sein. Er hat den letzten Brief von Musculus mit der Schilderung des gemeinsamen Unglücks mit Freude und Trauer zugleich gelesen. Diese Situation ist eine Strafe Gottes, er wird aber auch barmherzig sein und streng mit seinen Gegnern. In Strassburg sind noch vier Kirchen evangelisch: die Thomaskirche unter der Leitung von Benedikt (?); die Nikolaikirche mit Johannes Marbach, die Wilhelmskirche mit Johannes Lenglin; die Aurelienkirche, in der [Martin] Bucer die Reformation begann. Nach dem Tod von Johannes Steinlin wird sie vom ehemaligen Pfarrer von Gengenbach, Lucius Kyber, geleitet. Den Katholiken fielen folgende Kirchen zu: das Münster mit Gervasius, dem Sohn von Hieronymus [Gebwiler], der als Lehrer in Schlettstadt, Strassburg und Hagenau wirkte. Schon dessen Vater war ein engagierter Gegner der Reformation; Jung Sankt-Peter mit einem burgundischen Pfarrer namens Claudio. Er wurde vom Landsmann von Musculus Johannes Rhenanus mit der Aussicht auf Pfründe zum Katholizismus verleitet; Alt Sankt-Peter war von Schwarz selbst 27 Jahre lang geleitet worden. An Mariä Lichtmess wurde er aus dem Amt entfernt. Sein Nachfolger ist Wolf Schultheiss, ein unwürdiger Mensch, der früher Diakon von [Wolfgang] Capito war, dann Pfarrer in Schilckheim. Er trat den Wiedertäufern bei und wurde deshalb aus dem evangelischen Kirchendienst entlassen. Deshalb schloss er sich den Katholiken an. In diesen Kirchen wird zwar täglich die Messe gelesen, bisher hat es aber nur eine einzige katholische Taufe und Hochzeit gegeben. | ||
520 | |a Evangelische Gottesdienste werden von [Caspar] Hedio, Schwarz und Ludwig Rabus, der seit dem Tod von [Matthias] Zell als Pfarrer amtete, gehalten. Rabus und Laurentius Offner leiten die Sonntagsschule nach der Predigt von Hedio. Am 3. Oktober ist Leonhard Kögel, ein Bekannter von Musculus, an Fieber gestorben, am 26. Marcus Higland (?), der ehemalige Pfarrer von Calw. Regierung und Volk hängen noch immer am Evangelium, wagen aber nichts gegen die Katholiken zu unternehmen, die sich unwürdig und hochmütig aufführen. Kürzlich ist die Nachricht vom Massaker in Magdeburg von den Magdeburgern selbst geschickt worden. Die Opferzahlen begannen mit 3000 Menschen, dann wurde die Zahl auf 1700 und schliesslich gemäss der offiziellen Nachricht aus Magdeburg auf 200 reduziert. Dies sei für sie kein Grund, sich von der wahren Lehre abzuwenden. Schwarz erkundigt sich nach der aktuellen Haltung von Musculus in der Abendmahlsfrage, da in Strassburg unterschiedliche Ansichten dazu verbreitet werden. Eben hat Schwarz so wie Musculus einen Brief von [Martin] Bucer durch den Engländer Florentius Dylzaceto (?) erhalten. Schwarz bittet ihn zu grüssen, falls er sich noch in Bern aufhält. Sendet Grüsse im Namen der ganzen Familie an Musculus und dessen Ehefrau Margaretha. PS: Bestellt unbekannterweise Grüsse an die Berner Kollegen. | ||
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581 | |a Abschrift in StBZ Pa 15, S. 142-143 | ||
581 | |a Teilabdruck in: Streuber, Wilhelm Theodor. - Die Briefsammlung der Reformatoren aus der Stadtbibliothek Zofingen, in: Beiträge zur Geschichte und Literatur, vorzüglich aus den Archiven und Bibliotheken des Kantons Aargau, Bd. 1. - Aarau : H. R. Sauerländer, 1846, S. 461-487, hier S. 475 | ||
581 | |a Zitiert in: Bodenmann, Reinhard. - Wolfgang Musculus (1497-1563) : destin d’un autodidacte lorrain au siècle des Réformes. - Genève : Droz, 2000, S. 217, Anm. 103; S. 389, Anm. 57 (m. Lit.); S. 511-512, Anm. 37 (mit frz. Übers.) | ||
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Basisinformationen
Signatur:
-
Zofingen, Stadtbibliothek, StBZ Pa 14:1,166 (176)
Ressourcentyp:
Brief; Autograph; Archivmaterial / Archivdokument
Titel:
Brief an Wolphgangus Musculus / von Theob[aldus] Niger
Entstehungsangaben:
Argen[tinae], 6 Novemb[ris] anno [15]50
Entstehungszeit (normiert):
1550.11.06
Verzeichnungsstufe:
Dokument=Item=Pièce
Physische Beschreibung:
-
1 Doppelbl., 4 S. beschrieben; 29,5 x 20 cm
Serie:
Briefsammlung Wolfgang und Abraham Musculus, Bd. 1; 166
Hierarchie/Kontext
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Inhalt und innere Ordnung
Inhalt:
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Schwarz wünscht sich ein Wiedersehen mit der Familie von Musculus, besonders mit ihm selbst und seiner Ehefrau Margaretha, aber wegen des fortgeschrittenen Alters (von 66 Jahren) und den schwierigen Umständen der Zeit wird dies kaum mehr möglich sein. Er hat den letzten Brief von Musculus mit der Schilderung des gemeinsamen Unglücks mit Freude und Trauer zugleich gelesen. Diese Situation ist eine Strafe Gottes, er wird aber auch barmherzig sein und streng mit seinen Gegnern. In Strassburg sind noch vier Kirchen evangelisch: die Thomaskirche unter der Leitung von Benedikt (?); die Nikolaikirche mit Johannes Marbach, die Wilhelmskirche mit Johannes Lenglin; die Aurelienkirche, in der [Martin] Bucer die Reformation begann. Nach dem Tod von Johannes Steinlin wird sie vom ehemaligen Pfarrer von Gengenbach, Lucius Kyber, geleitet. Den Katholiken fielen folgende Kirchen zu: das Münster mit Gervasius, dem Sohn von Hieronymus [Gebwiler], der als Lehrer in Schlettstadt, Strassburg und Hagenau wirkte. Schon dessen Vater war ein engagierter Gegner der Reformation; Jung Sankt-Peter mit einem burgundischen Pfarrer namens Claudio. Er wurde vom Landsmann von Musculus Johannes Rhenanus mit der Aussicht auf Pfründe zum Katholizismus verleitet; Alt Sankt-Peter war von Schwarz selbst 27 Jahre lang geleitet worden. An Mariä Lichtmess wurde er aus dem Amt entfernt. Sein Nachfolger ist Wolf Schultheiss, ein unwürdiger Mensch, der früher Diakon von [Wolfgang] Capito war, dann Pfarrer in Schilckheim. Er trat den Wiedertäufern bei und wurde deshalb aus dem evangelischen Kirchendienst entlassen. Deshalb schloss er sich den Katholiken an. In diesen Kirchen wird zwar täglich die Messe gelesen, bisher hat es aber nur eine einzige katholische Taufe und Hochzeit gegeben.
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Evangelische Gottesdienste werden von [Caspar] Hedio, Schwarz und Ludwig Rabus, der seit dem Tod von [Matthias] Zell als Pfarrer amtete, gehalten. Rabus und Laurentius Offner leiten die Sonntagsschule nach der Predigt von Hedio. Am 3. Oktober ist Leonhard Kögel, ein Bekannter von Musculus, an Fieber gestorben, am 26. Marcus Higland (?), der ehemalige Pfarrer von Calw. Regierung und Volk hängen noch immer am Evangelium, wagen aber nichts gegen die Katholiken zu unternehmen, die sich unwürdig und hochmütig aufführen. Kürzlich ist die Nachricht vom Massaker in Magdeburg von den Magdeburgern selbst geschickt worden. Die Opferzahlen begannen mit 3000 Menschen, dann wurde die Zahl auf 1700 und schliesslich gemäss der offiziellen Nachricht aus Magdeburg auf 200 reduziert. Dies sei für sie kein Grund, sich von der wahren Lehre abzuwenden. Schwarz erkundigt sich nach der aktuellen Haltung von Musculus in der Abendmahlsfrage, da in Strassburg unterschiedliche Ansichten dazu verbreitet werden. Eben hat Schwarz so wie Musculus einen Brief von [Martin] Bucer durch den Engländer Florentius Dylzaceto (?) erhalten. Schwarz bittet ihn zu grüssen, falls er sich noch in Bern aufhält. Sendet Grüsse im Namen der ganzen Familie an Musculus und dessen Ehefrau Margaretha. PS: Bestellt unbekannterweise Grüsse an die Berner Kollegen.
Anmerkungen
Allgemeine Anmerkung:
Siegelspur
Eingangsvermerk unter der Adresse von Wolfgang Musculus: 1550 28 Novemb[ris]. Respondi 16 Dec[embris]
Sprache, Schrift:
Lateinisch
Hinweise
Literatur:
-
Abschrift in StBZ Pa 15, S. 142-143
-
Teilabdruck in: Streuber, Wilhelm Theodor. - Die Briefsammlung der Reformatoren aus der Stadtbibliothek Zofingen, in: Beiträge zur Geschichte und Literatur, vorzüglich aus den Archiven und Bibliotheken des Kantons Aargau, Bd. 1. - Aarau : H. R. Sauerländer, 1846, S. 461-487, hier S. 475
-
Zitiert in: Bodenmann, Reinhard. - Wolfgang Musculus (1497-1563) : destin d’un autodidacte lorrain au siècle des Réformes. - Genève : Droz, 2000, S. 217, Anm. 103; S. 389, Anm. 57 (m. Lit.); S. 511-512, Anm. 37 (mit frz. Übers.)
Zugriffs- und Benutzungsbestimmungen
Urheberrecht Metadaten:
Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC0 zur Weiternutzung zur Verfügung.
Bearbeitungsstand
Interne Bearbeitung:
-
Verzeichnung=Description=Inventaire; Februar 2019; HAN-Katalogisierungsregeln; Clemens Müller
Identifikatoren
Systemnummer:
991170478249905501
Andere Systemnummer:
-
(HAN)000331781DSV05
-
(EXLNZ-41SLSP_NETWORK)991170478249905501
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(41SLSP_UBS)9972421449005504