Graduale OCist.: Pars hiemalis

Kurzformat

Graduale OCist. : Pars hiemalis - Prag , um 1410
1 Band (239 Blätter) : mit Buchschmuck/Illustration ; 61 x 41 cm - Pergament
  • Luzern, ZHB, P.19.fol.

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019 |a Rekatalogisierungsgrad voll  |5 HAN 
019 |a Exemplarspezifische Aufnahme, gesperrt für Veränderungen und das Anhängen von Signaturen.  |5 HAN/11.11.2020/bmt 
024 7 |a 10.5076/e-codices-zhl-0019  |2 doi 
035 |a (HAN)000189969DSV05 
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040 |a CH-001880-7  |b ger  |e HAN-Katalogisierungsregeln 
046 |a s  |c 1410 
245 1 0 |a Graduale OCist.  |b Pars hiemalis 
246 3 |a Zisterzienser Graduale (Winterteil) 
250 |a Bl. 140, 152, 211 und 229 am äusseren Rand jeweils ein rechteckiges Stück weggeschnitten (kein Textverlust). pp. 54v-55r und 84v-85r Wasserschäden. Buchschmuck z.T. beschädigt. Bl. 1 diagonaler Schnitt quer durch die Initiale. Die (mutmasslich) historisierten Initialen auf Bl. 29r (Weihnachtsfest), 186v (Hl. Andreas?) und 194r (Hl. Barbara?) herausgerissen, Initiale auf Bl. 34v (Anbetung der Könige) herausgeschnitten. Der Einband 1967 von Hans Heiland, Stuttgart-Zuffenhausen, restauriert: erste und letzte Lage vom Buchblock abgetrennt, verstärkt und neu geheftet, unsachgemässe Verklebung des Schnitts auf Bl. 1v abgelöst und neu gemacht, Doppelbl. 28-29 mit Japanpapier ergänzt, vor und nach dem Buchblock je ein Pergamentblatt eingefügt. Der der Länge nach gebrochene Vorderdeckel repariert und ein neuer Schweinslederrücken angebracht. Fehlende Beschläge wie folgt ersetzt. Vorderdeckel: links oben neuer Eckbeschlag, links unten: alter Eckbeschlag neu befestigt, Messingleiste der Oberkante an die Unterkante versetzt, Leiste an der Oberkante neu, Dorne für die Schliessen repariert. Hinterdeckel: beide Eckbeschläge unten neu 
264 0 |a Prag  |c um 1410 
300 |a 1 Band (239 Blätter)  |b mit Buchschmuck/Illustration  |c 61 x 41 cm 
336 |b sti  |2 rdacontent 
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340 |a Pergament 
506 |a Es gelten die Benutzungsbestimmungen der ZHB Sondersammlung 
510 4 |a Bretscher-Gisiger, Charlotte; Kamber, Peter; Mangold, Mikkel. - Katalog der mittelalterlichen Handschriften des Klosters St. Urban. - Dietikon-Zürich, 2013, S. 122-125 
546 |a Lateinisch 
561 |a Bestimmungsort für die Handschrift wohl eines der bedeutenden böhmischen Zisterzienserklöster: vor allem Zbraslav (Aula regia, Königssaal) als Grablege König Wenzels IV. mit prominentem Andreas-Kult, vielleicht auch das 1421 von den Hussiten zerstörte Sedlec bei Kuttenberg (Kutná hora). Darauf deuten Liturgie und Musik, ebenso die betenden Mönche in der Initiale auf Bl. 1r. Für die Zisterzienserliturgie ungewöhnlich, aber typisch für die böhmisch-schlesische Bergbauregion das Barbara-Offizium am 4. Dezember mit dem Hymnus "Ave virgo sacra barbara ihesu christo dotata", der sonst nur noch in einem Missale der Breslauer Elisabethenkirche als Nachtrag böhmischer Herkunft überliefert ist (Breslau, Schles. Museum für Kunstgewerbe und Altertümer Hs. 7564, Bl. 285rb. Beschreibung Handschriftenarchiv der Berlin-Brandenburg. Akademie der Wissenschaften). Der im Buchstabenkörper der Initiale auf Bl. 1r abgebildete Stifter bleibt unidentifiziert. Die Gegenüberstellung von Hl. Andreas und der Stifterfigur veranlasste Frinta zu der Vermutung, es könnte sich um Ondřej von Dubé (gest. 1412/13), den höchsten Richter des Königreichs Böhmen, handeln (Frinta 1964). Wann und auf welchem Weg die Handschrift von Böhmen in die Schweiz gelangte, ist unbekannt. Vor 1833 befand sie sich im Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal im Aargau. Laut dem Schenkungsvermerk auf dem Innendeckel vorne kam sie 1833 nach Sankt Urban: "Ex dono Monasterii Monialium O.C. in Valle Gratiarum, vulgo Gnadenthal Die 22 Octobr: 1833". Nach der Säkularisation des Klosters wurde die ganze Bibliothek 1849 in die Luzerner Kantonsbibliothek (heute Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern) inkorporiert. 
563 |a Mit hellem Leder bezogene Holzdeckel, 15. Jh. Vorderdeckel und Rücken restauriert. Spiegelblätter Papier; Vorsatzblätter (I, 239) Pergament, neu. Ehemals zwei nach vorn greifende Kantenschliessen mit Messingteilen, abgerissen, vorne zwei Dorne; auf den hinteren Abdeckblechen ziseliert die Buchstaben a und k. Je 5 massive durchbrochene Messingbeschläge mit Buckeln, die unteren vier mit Füssen, der vordere Eckbeschlag oben links und die beiden hinteren unten neu. An den Kanten durchbrochene und ziselierte Messingleisten; die obere Leiste vorn neu, die untere Leiste vorn ursprünglich an der oberen Kante. Weisse geflochtene Lederkapitale. 5 lose Lesebänder aus Leinengewebe. 1967 restauriert durch Hans Heiland, Stuttgart; alter Zustand des Vorderdeckels siehe BRUCKNER, Taf. 47. 
581 |a Lenka Panušková, Die Mühle in der Bildtheologie des Mittelalters, in: Wassermühlen und Wassernutzung im mittelalterl. Ostmitteleuropa, hrsg. von Martina Maříková und Christian Zschieschang, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2015, S. 99–118 (Abb. S. 329) 
581 |a Schöne Miniaturen aus Handschriften der Kantonsbibliothek Luzern, hg. von Josef Schmid, Luzern 1941, S. 25-27, Taf. 35-41 
581 |a Werner Y. Müller, Ein Fund, in: Neue Zürcher Zeitung Nr. 2097 vom 20. Dez. 1942, Bl. 11 
581 |a Ernst Eich, Portraits de Princes d'un tableau religieux du Moyen Âge dans la collection de Lenzbourg (Etude V), in: Vie, Art, Cité Nr. 5 (1945) 
581 |a Georg Staffelbach, Die Darstellung der Hostienmühlen in Bern und Luzern, in: Heimatland, Illustrierte Monatsbeilage des "Vaterland", Nr. 3, 1946, S. 18-21 
581 |a Zofia Ameisenowa, Animal-Headed Gods, Evangelists, Saints and Righteous Men, in: Journal of the Warburg & Courtauld Institutes 12, 1949, S. 12-45, hier S. 41 
581 |a Jaroslav Pesřina, Nový pokus o revizi dějin českého malířství 15. století, in: Umění 8 (1960), S. 109-134, bes. 119 
581 |a Mojmír S. Frinta, The Master of the Gerona Martyrology and Bohemian Illumination, in: The Art Bulletin 46.3 (1964), S. 283-306, bes. 294-295 
581 |a Scriptoria medii aevi Helvetica: Denkmäler schweizerischer Schreibkunst des Mittelalters, Bd. IX: Schreibschulen der Diözese Konstanz, Stadt und Landschaft Luzern, hg. und bearb. von A. Bruckner, Genf 1964, S. 95, Taf. XLII-XLIII, XLVII 
581 |a Josef Krása, Na okraj nové studie o mistru Geronského martyrologia, in: Umění 14 (1966), S. 394-405 
581 |a ders., Deux dessins du Louvre et la peinture de manuscrits en Bohême vers 1400, in Scriptorium 23 (1969), S. 163-176 
581 |a ders., Graduál zv. Luzernský, in: české umění gotické 1350-1420. Kat. Prag 1970, Nr. 384, S. 292-293 
581 |a Karel Stejskal, Petr Voit, Iluminované rukopisy doby husitské, Kat. Prag 1991, S. 42-43, Abb. 10-11 
581 |a Milada Studničková, Las iluminaciones del Martirologio de Usuardo, in: Martirologio de Usuardo [Kommentarband zum Faksimile], Barcelona 1998, S. 93-162, bes. 112, 120 
581 |a Gerhard Schmidt, Fragmente eines böhmischen Antiphonariums des frühen 15. Jahrhunderts (ehemals in Seittenstetten) und eine Marientod-Initiale der Rosenwald Collection, in: Ders., Malerei der Gotik: Fixpunkte und Ausblicke, hg. von Martin Roland, Bd. 1: Malerei der Gotik in Mitteleuropa, Graz 2005, S. 337-350 (erstmals publiziert 1969, mit Nachtrag 2003), hier S. 345-346, 350 
581 |a Prague, the Crown of Bohemia, ed. By Barbara Drake Boehm and Jirí Fajt, New York etc. 2005, S. 252-254 
581 |a Milada Studničková, The Bible of Conrad of Vechta: Stylistic Change in Bohemian Book Illumination, in: Manuscripta. A Journal for Manuscript Research (im Druck, 2006) 
583 1 |b Verzeichnung=Description=Inventaire  |c 27.03.1995  |f HAN-Katalogisierungsregeln  |k pk 
583 1 |b Verzeichnung=Description=Inventaire  |c 4.04.2012  |i Anpassung ZHB-Script-Beschreibung an SNF-Projekt-Beschreibung  |k pk 
583 1 |b Digitalisierung=Digitization=Numérisation  |c 12.12.2006  |i TIFF 
583 1 |a Erschliessungsniveau Normalniveau 
596 3 0 |g 1r-186v  |t Proprium de tempore (Pars hiemalis) 1. Adventssonntag-Karsamstag. Ad te levavi …–… In vigilia pasche […] : […] et veritas domini manet in eternum 
596 3 0 |g 186v-238v  |t Proprium de sanctis (Pars hiemalis). Vigil des Hl. Andreas-Bekehrung des Hl. Paulus. Incipiunt officia de sanctis et primo in vigilia sancti andree: Dominus secus mare galylee vidit duos fratres …–… In conversione sancti pauli […] Qui operatus est petro in apostolatum opera […] 
596 0 |c 29 IV²³² + (IV-3)²³⁷. Neue Foliierung Bl. 1-238, springende Zählung von Bl. 232 zu 234. Erste und letzte Lage verbunden: Bl. 2 richtig zwischen Bl. 8 und 9, Bl. 238 richtig nach Bl. 232. Am Schluss fehlen drei Blätter der letzten Lage. Zeitgenössische Lagenzählung jeweils auf der Verso-Seite des letzten Blattes i bis xxix, ausser bei Lagen 17, 19, 25 (weggeschnitten). 
596 1 |a Ursprünglich 12, jetzt noch 8 historisierte Initialen. 3 Initialen (29r, 186v, 194r) herausgerissen, eine (34v) herausgeschnitten (Sammlung unbekannt, abgebildet in: Prague 2005) 
596 1 |b Die Eingangsseite mit der Prachtsinitiale A, 5 Notationssysteme hoch, stellt das Motiv der "mystischen Mühle" dar. Die vier Evangelisten mit den Köpfen ihrer Tiersymbole giessen das Wort Gottes in den Trichter. Die zwölf Apostel drehen mittels einer Stange den Mühlstein, während die vier Kirchenväter Hieronymus, Ambrosius, Augustinus und Gregor d. Gr. den Leib Christi im Kelch auffangen. Oberhalb der Mühle die Verkündigungsszene, unterhalb knien betend links Mönche, rechts der König, eine vornehme Frau und zwei Männer niederen Standes. Im Buchstabenkörper links der Hl. Andreas, rechts eine Stifterfigur mit einer Kirche auf den Händen. Die Initiale wird durch einen Rahmen begrenzt, in dessen vier Ecken die vier Propheten Isaias, Ezechiel, Daniel (Jona?) und Jeremias dargestellt sind. Initiale, Text und Notensysteme sind umgeben von einem Rahmen aus Stäben und Pflanzenranken, welche sich am linken und rechten Rand zu Drachen verdichten. Darin eingelassen sind randlose Medaillons mit dem segnenden Gottvater (oben), den Kirchenvätern Gregor d. Gr. und Hieronymus (links) und den Hl. Dorothea, Katharina von Alexandria (beide rechts) und Elisabeth von Thüringen (unten)  |3 1r 
596 1 |b Die übrigen historisierten Initialen, 2 Notationssysteme hoch, im Aufbau wie die ornamentalen Initialen. Figuren innerhalb des Buchstabenkörpers auf Gold- oder farbigem Grund mit Rinceaux-Mustern 
596 1 |b 23 ornamentale Initialen, Höhe 2 bis 3 Notationssysteme, Rahmen und Buchstabenkörper in wechselnden Kombinationen von Grau, Blau, Grün und Altrosa. Initiale in quadratischem Doppelrahmen in zwei Schattierungen der Grundfarbe auf Goldgrund, teilweise mit umlaufender Ranke aus gefiederten Blättern oder Flechtwerk (Tau, Stufenband). Buchstabenkörper mit vegetabilem Füllornament in anderen Schattierungen der Grundfarbe, Endstellen in mehrfarbige Akanthusranken mit Goldpollen auslaufend. Innerhalb des Buchstabenkörpers Goldgrund (z.T. punziert: 102r, 226v, 230v) oder farbiger Grund (grau, blau, grün, altrosa, rot) mit Quadrat-, Rauten-, Feder-, Stern-, Blüten-, Buchstaben- (6v, 8v, 50r, 169r, 118v) oder Rinceaux-Mustern in Gold, Weiss und Silber 
596 1 |b Rote und blaue Lombarden mit jeweils gegenfarbigem Fleuronnée am Anfang eines jeden Propriums. Zu Beginn eines Versikels oder an Satzanfängen innerhalb eines Propriums gotische Majuskeln mit lavierten Federzeichnungen von Akanthusranken, Tieren, Masken, Groteskfiguren und -köpfen 
596 1 |d Stiftlinierung und Zirkelstiche für die Textzeilen, Schriftraum 42.5 x 26 cm, in roter Tinte 8 vierzeilige Notationssysteme, rechts und links begrenzt durch Doppellinien vom oberen bis zum unteren Blattrand 
596 1 |e Textura (prescissa) des 15. Jh. von einer Hand. Bezeichnungen für Offizien und Propria sowie Anweisungen in roter, Text auf Bl. 1r (Introitus zum 1. Adventssonntag) in blauer, auf Bl. 29r (Introitus zur Weihnachtsmesse) in goldener Tinte 
596 1 |e Schriftheimat Prag. Initiale A mit der Darstellung der "mystischen Mühle" (1r) vom Meister der Antwerpener Bibel Konrads von Vechta (Museum Plantin-Moretus, Antwerpen, Cod. MS. 15.1-15.2), auch Josua-Meister oder "dritter Meister der Antwerpener Bibel". übrige historisierte und ornamentale Initialen von einem Künstler, welcher gemeinsam mit dem Josua-Meister am Graduale des Magisters Václav Sech (Prag, Archiv Univerzity Karlovy, ohne Signatur) arbeitete und selbständig den Iglauer Kodex Gelnhausen (Jihlava, Státní okresní archiv v Jihlavě, Sg. 265, Nr. 389) illuminierte. Zeitpunkt der Entstehung zwischen 1403 und 1414. Terminus post: die Beendigung der Antwerpener Bibel, terminus ante: Datierung der Mettener Armenbibel (Bayerische Staatsbibliothek, Hs. Clm 8201) mit einer Kopie der "mystischen Mühle" 
596 2 |a Quadrat Notation 
655 7 |a Handschrift  |2 gnd-content 
710 2 |a Kloster Gnadenthal  |0 (DE-588)4683613-5  |e Früherer Eigentümer  |4 fmo 
710 2 |a Kloster St. Urban, Kanton Luzern  |0 (DE-588)4349408-0  |e Früherer Eigentümer  |4 fmo 
710 2 |a Kantonsbibliothek Luzern  |0 (DE-588)3058552-1  |e Früherer Eigentümer  |4 fmo 
751 |a Böhmen  |0 (DE-588)4007467-5 
852 4 |b LUZHB  |c ZBTRK  |9 (41SLSP_RZS)9914249425905505 
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900 |f HANcollect_this handschrift 
900 |a HANunikat 
910 |c Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC-BY zur Weiternutzung zur Verfügung. 
949 |c ZBTRK  |p 12  |j P.19.fol.  |b LUZHB  |9 (41SLSP_RZS)9914249425905505 
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Basisinformationen

Signatur:
  • Luzern, ZHB, P.19.fol.
Ressourcentyp:
Buchhandschrift
Digitalisat:
Titel:
Graduale OCist.: Pars hiemalis
Entstehungsangaben:
Prag, um 1410
Entstehungszeit (normiert):
1410
Auflage / Ausgabenvermerk /Entstehungsstufe:
Bl. 140, 152, 211 und 229 am äusseren Rand jeweils ein rechteckiges Stück weggeschnitten (kein Textverlust). pp. 54v-55r und 84v-85r Wasserschäden. Buchschmuck z.T. beschädigt. Bl. 1 diagonaler Schnitt quer durch die Initiale. Die (mutmasslich) historisierten Initialen auf Bl. 29r (Weihnachtsfest), 186v (Hl. Andreas?) und 194r (Hl. Barbara?) herausgerissen, Initiale auf Bl. 34v (Anbetung der Könige) herausgeschnitten. Der Einband 1967 von Hans Heiland, Stuttgart-Zuffenhausen, restauriert: erste und letzte Lage vom Buchblock abgetrennt, verstärkt und neu geheftet, unsachgemässe Verklebung des Schnitts auf Bl. 1v abgelöst und neu gemacht, Doppelbl. 28-29 mit Japanpapier ergänzt, vor und nach dem Buchblock je ein Pergamentblatt eingefügt. Der der Länge nach gebrochene Vorderdeckel repariert und ein neuer Schweinslederrücken angebracht. Fehlende Beschläge wie folgt ersetzt. Vorderdeckel: links oben neuer Eckbeschlag, links unten: alter Eckbeschlag neu befestigt, Messingleiste der Oberkante an die Unterkante versetzt, Leiste an der Oberkante neu, Dorne für die Schliessen repariert. Hinterdeckel: beide Eckbeschläge unten neu
Physische Beschreibung:
  • 1 Band (239 Blätter): mit Buchschmuck/Illustration; 61 x 41 cm
Physische Beschaffenheit:
  • Pergament

Sucheinstiege

Körperschaft:
Ort (normiert):
Ort:
Alternativtitel:
Formschlagwort:

Inhalt und innere Ordnung

Inhalt:
  • [1r-186v]. Proprium de tempore (Pars hiemalis) 1. Adventssonntag-Karsamstag. Ad te levavi …–… In vigilia pasche […] : […] et veritas domini manet in eternum
  • [186v-238v]. Proprium de sanctis (Pars hiemalis). Vigil des Hl. Andreas-Bekehrung des Hl. Paulus. Incipiunt officia de sanctis et primo in vigilia sancti andree: Dominus secus mare galylee vidit duos fratres …–… In conversione sancti pauli […] Qui operatus est petro in apostolatum opera […]

Anmerkungen

Sprache, Schrift:
Lateinisch
Anmerkung Musik:
Quadrat Notation

Geschichte

Entstehungs-, Besitz- und Sammlungsgeschichte:
Bestimmungsort für die Handschrift wohl eines der bedeutenden böhmischen Zisterzienserklöster: vor allem Zbraslav (Aula regia, Königssaal) als Grablege König Wenzels IV. mit prominentem Andreas-Kult, vielleicht auch das 1421 von den Hussiten zerstörte Sedlec bei Kuttenberg (Kutná hora). Darauf deuten Liturgie und Musik, ebenso die betenden Mönche in der Initiale auf Bl. 1r. Für die Zisterzienserliturgie ungewöhnlich, aber typisch für die böhmisch-schlesische Bergbauregion das Barbara-Offizium am 4. Dezember mit dem Hymnus "Ave virgo sacra barbara ihesu christo dotata", der sonst nur noch in einem Missale der Breslauer Elisabethenkirche als Nachtrag böhmischer Herkunft überliefert ist (Breslau, Schles. Museum für Kunstgewerbe und Altertümer Hs. 7564, Bl. 285rb. Beschreibung Handschriftenarchiv der Berlin-Brandenburg. Akademie der Wissenschaften). Der im Buchstabenkörper der Initiale auf Bl. 1r abgebildete Stifter bleibt unidentifiziert. Die Gegenüberstellung von Hl. Andreas und der Stifterfigur veranlasste Frinta zu der Vermutung, es könnte sich um Ondřej von Dubé (gest. 1412/13), den höchsten Richter des Königreichs Böhmen, handeln (Frinta 1964). Wann und auf welchem Weg die Handschrift von Böhmen in die Schweiz gelangte, ist unbekannt. Vor 1833 befand sie sich im Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal im Aargau. Laut dem Schenkungsvermerk auf dem Innendeckel vorne kam sie 1833 nach Sankt Urban: "Ex dono Monasterii Monialium O.C. in Valle Gratiarum, vulgo Gnadenthal Die 22 Octobr: 1833". Nach der Säkularisation des Klosters wurde die ganze Bibliothek 1849 in die Luzerner Kantonsbibliothek (heute Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern) inkorporiert.

Einband

Einband:
Mit hellem Leder bezogene Holzdeckel, 15. Jh. Vorderdeckel und Rücken restauriert. Spiegelblätter Papier; Vorsatzblätter (I, 239) Pergament, neu. Ehemals zwei nach vorn greifende Kantenschliessen mit Messingteilen, abgerissen, vorne zwei Dorne; auf den hinteren Abdeckblechen ziseliert die Buchstaben a und k. Je 5 massive durchbrochene Messingbeschläge mit Buckeln, die unteren vier mit Füssen, der vordere Eckbeschlag oben links und die beiden hinteren unten neu. An den Kanten durchbrochene und ziselierte Messingleisten; die obere Leiste vorn neu, die untere Leiste vorn ursprünglich an der oberen Kante. Weisse geflochtene Lederkapitale. 5 lose Lesebänder aus Leinengewebe. 1967 restauriert durch Hans Heiland, Stuttgart; alter Zustand des Vorderdeckels siehe BRUCKNER, Taf. 47.

Buchblock

Zählungen:
29 IV²³² + (IV-3)²³⁷. Neue Foliierung Bl. 1-238, springende Zählung von Bl. 232 zu 234. Erste und letzte Lage verbunden: Bl. 2 richtig zwischen Bl. 8 und 9, Bl. 238 richtig nach Bl. 232. Am Schluss fehlen drei Blätter der letzten Lage. Zeitgenössische Lagenzählung jeweils auf der Verso-Seite des letzten Blattes i bis xxix, ausser bei Lagen 17, 19, 25 (weggeschnitten).

Ausstattung

Rubrizierungen:
Ursprünglich 12, jetzt noch 8 historisierte Initialen. 3 Initialen (29r, 186v, 194r) herausgerissen, eine (34v) herausgeschnitten (Sammlung unbekannt, abgebildet in: Prague 2005)
Initialen:
1r: Die Eingangsseite mit der Prachtsinitiale A, 5 Notationssysteme hoch, stellt das Motiv der "mystischen Mühle" dar. Die vier Evangelisten mit den Köpfen ihrer Tiersymbole giessen das Wort Gottes in den Trichter. Die zwölf Apostel drehen mittels einer Stange den Mühlstein, während die vier Kirchenväter Hieronymus, Ambrosius, Augustinus und Gregor d. Gr. den Leib Christi im Kelch auffangen. Oberhalb der Mühle die Verkündigungsszene, unterhalb knien betend links Mönche, rechts der König, eine vornehme Frau und zwei Männer niederen Standes. Im Buchstabenkörper links der Hl. Andreas, rechts eine Stifterfigur mit einer Kirche auf den Händen. Die Initiale wird durch einen Rahmen begrenzt, in dessen vier Ecken die vier Propheten Isaias, Ezechiel, Daniel (Jona?) und Jeremias dargestellt sind. Initiale, Text und Notensysteme sind umgeben von einem Rahmen aus Stäben und Pflanzenranken, welche sich am linken und rechten Rand zu Drachen verdichten. Darin eingelassen sind randlose Medaillons mit dem segnenden Gottvater (oben), den Kirchenvätern Gregor d. Gr. und Hieronymus (links) und den Hl. Dorothea, Katharina von Alexandria (beide rechts) und Elisabeth von Thüringen (unten)
Die übrigen historisierten Initialen, 2 Notationssysteme hoch, im Aufbau wie die ornamentalen Initialen. Figuren innerhalb des Buchstabenkörpers auf Gold- oder farbigem Grund mit Rinceaux-Mustern
23 ornamentale Initialen, Höhe 2 bis 3 Notationssysteme, Rahmen und Buchstabenkörper in wechselnden Kombinationen von Grau, Blau, Grün und Altrosa. Initiale in quadratischem Doppelrahmen in zwei Schattierungen der Grundfarbe auf Goldgrund, teilweise mit umlaufender Ranke aus gefiederten Blättern oder Flechtwerk (Tau, Stufenband). Buchstabenkörper mit vegetabilem Füllornament in anderen Schattierungen der Grundfarbe, Endstellen in mehrfarbige Akanthusranken mit Goldpollen auslaufend. Innerhalb des Buchstabenkörpers Goldgrund (z.T. punziert: 102r, 226v, 230v) oder farbiger Grund (grau, blau, grün, altrosa, rot) mit Quadrat-, Rauten-, Feder-, Stern-, Blüten-, Buchstaben- (6v, 8v, 50r, 169r, 118v) oder Rinceaux-Mustern in Gold, Weiss und Silber
Rote und blaue Lombarden mit jeweils gegenfarbigem Fleuronnée am Anfang eines jeden Propriums. Zu Beginn eines Versikels oder an Satzanfängen innerhalb eines Propriums gotische Majuskeln mit lavierten Federzeichnungen von Akanthusranken, Tieren, Masken, Groteskfiguren und -köpfen
Einrichtung:
Stiftlinierung und Zirkelstiche für die Textzeilen, Schriftraum 42.5 x 26 cm, in roter Tinte 8 vierzeilige Notationssysteme, rechts und links begrenzt durch Doppellinien vom oberen bis zum unteren Blattrand
Schrift:
Textura (prescissa) des 15. Jh. von einer Hand. Bezeichnungen für Offizien und Propria sowie Anweisungen in roter, Text auf Bl. 1r (Introitus zum 1. Adventssonntag) in blauer, auf Bl. 29r (Introitus zur Weihnachtsmesse) in goldener Tinte
Schriftheimat Prag. Initiale A mit der Darstellung der "mystischen Mühle" (1r) vom Meister der Antwerpener Bibel Konrads von Vechta (Museum Plantin-Moretus, Antwerpen, Cod. MS. 15.1-15.2), auch Josua-Meister oder "dritter Meister der Antwerpener Bibel". übrige historisierte und ornamentale Initialen von einem Künstler, welcher gemeinsam mit dem Josua-Meister am Graduale des Magisters Václav Sech (Prag, Archiv Univerzity Karlovy, ohne Signatur) arbeitete und selbständig den Iglauer Kodex Gelnhausen (Jihlava, Státní okresní archiv v Jihlavě, Sg. 265, Nr. 389) illuminierte. Zeitpunkt der Entstehung zwischen 1403 und 1414. Terminus post: die Beendigung der Antwerpener Bibel, terminus ante: Datierung der Mettener Armenbibel (Bayerische Staatsbibliothek, Hs. Clm 8201) mit einer Kopie der "mystischen Mühle"

Hinweise

Bibliographischer Nachweis:
  • Bretscher-Gisiger, Charlotte; Kamber, Peter; Mangold, Mikkel. - Katalog der mittelalterlichen Handschriften des Klosters St. Urban. - Dietikon-Zürich, 2013, S. 122-125
Literatur:
  • Lenka Panušková, Die Mühle in der Bildtheologie des Mittelalters, in: Wassermühlen und Wassernutzung im mittelalterl. Ostmitteleuropa, hrsg. von Martina Maříková und Christian Zschieschang, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2015, S. 99–118 (Abb. S. 329)
  • Schöne Miniaturen aus Handschriften der Kantonsbibliothek Luzern, hg. von Josef Schmid, Luzern 1941, S. 25-27, Taf. 35-41
  • Werner Y. Müller, Ein Fund, in: Neue Zürcher Zeitung Nr. 2097 vom 20. Dez. 1942, Bl. 11
  • Ernst Eich, Portraits de Princes d'un tableau religieux du Moyen Âge dans la collection de Lenzbourg (Etude V), in: Vie, Art, Cité Nr. 5 (1945)
  • Georg Staffelbach, Die Darstellung der Hostienmühlen in Bern und Luzern, in: Heimatland, Illustrierte Monatsbeilage des "Vaterland", Nr. 3, 1946, S. 18-21
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  • ders., Deux dessins du Louvre et la peinture de manuscrits en Bohême vers 1400, in Scriptorium 23 (1969), S. 163-176
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  • Milada Studničková, Las iluminaciones del Martirologio de Usuardo, in: Martirologio de Usuardo [Kommentarband zum Faksimile], Barcelona 1998, S. 93-162, bes. 112, 120
  • Gerhard Schmidt, Fragmente eines böhmischen Antiphonariums des frühen 15. Jahrhunderts (ehemals in Seittenstetten) und eine Marientod-Initiale der Rosenwald Collection, in: Ders., Malerei der Gotik: Fixpunkte und Ausblicke, hg. von Martin Roland, Bd. 1: Malerei der Gotik in Mitteleuropa, Graz 2005, S. 337-350 (erstmals publiziert 1969, mit Nachtrag 2003), hier S. 345-346, 350
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  • Milada Studničková, The Bible of Conrad of Vechta: Stylistic Change in Bohemian Book Illumination, in: Manuscripta. A Journal for Manuscript Research (im Druck, 2006)

Zugriffs- und Benutzungsbestimmungen

Zugangsbestimmungen:
  • Es gelten die Benutzungsbestimmungen der ZHB Sondersammlung
Urheberrecht Metadaten:
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  • Verzeichnung=Description=Inventaire; 27.03.1995; HAN-Katalogisierungsregeln; pk
  • Verzeichnung=Description=Inventaire; 4.04.2012; Anpassung ZHB-Script-Beschreibung an SNF-Projekt-Beschreibung; pk
  • Digitalisierung=Digitization=Numérisation; 12.12.2006; TIFF
  • Erschliessungsniveau Normalniveau

Identifikatoren

Systemnummer:
991170351542305501
Andere Systemnummer:
  • (HAN)000189969DSV05
  • (EXLNZ-41SLSP_NETWORK)991170351542305501
  • (41SLSP_RZS)9914249425905505
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